Insel Torcello besichtigen | Venedig bedeutet Romantik, Paläste, Brücken, Kanäle und eine lange Geschichte. Die winzige Insel Torcello ist ein touristischer Teil der nördlichen Lagune, dort, wo die Auswirkungen der Gezeiten nicht mehr zu spüren sind.
Das wissen nicht nur die wenigen Einwohner, sondern auch die vielen Touristen, die sich Jahr für Jahr auf einen Besuch der Insel einlassen. Den Rang als Touristeninsel wird sie gegen Venedig kaum gewinnen. Aber ein Besichtigungs-Highlight für Besucher ist sie dennoch.
Lage, nichts als Lage
Bis zu den Inseln Burano und Mazzorbo sind es nur 150 Meter Entfernung. Torcello wird von ihrer Lage her nur durch den „Canale di Burano“ getrennt. Es ist also ein kurzer Weg auf das kleine Eiland mit einer Gesamtfläche von lediglich 44,17 Hektar, was einer Größe von genau 441.699 Quadratmetern entspräche, die sich außerhalb der Touristensaison lediglich 14 ständige Bewohner teilen.
✅ Auch die Übersichtlichkeit über die Insel ist extrem gut, schließlich ist die Insel lediglich zwei Meter hoch.
Wie kommt man nach Torcello?
Die Anfahrt nach Torcello ist nur auf dem Wasserweg möglich. Also entweder mit den öffentlichen Wasserbussen oder aber im Rahmen einer empfehlenswerten Rundtour, die auch in Murano und Burano Halt macht. Vorschläge dazu später im Text. Desweiteren hält auch die Hop-on Hop-off Bootstour in Torcello. Viel Info auch auf der Seite des Ticketanbieters.
Anfahrt mit dem Wasserbus
Wer auf eigene Faust nach Torcello will nimmt die Vaparetto Linie 12, Abfahrt am Fondamente Nuove A im Norden der Lagunenstadt. Von ca. 10:00 bis 19:30 Uhr gibt es Abfahrten etwa alle 30 Minuten. Die Linie 12 bedient hauptsächlich die bekannten Inseln der Lagune von Venedig, also Murano, Burano und Torcello.
Die Fahrzeit vom Fährterminal Nuove A in Venedig bis Torcello beträgt 45 Minuten. Wer die genannten Inseln besuchen will findet viele Informationen, auch zu den Anfahrtsmöglichkeiten, in meinen separaten Artikeln zu den sehenswerten Inseln Murano und Burano.
Die Fahrten mit den Wasserbussen, also Vaporettos, ist teuer. Einzelfahrscheine für maximal 75 Minuten kosten bereits ab 7,50 €. Besser: Man kauft sich Tageskarten für 24, 48 oder 72 Stunden, mit einer Gültigkeit ab der ersten Entwertung. Das ist viel praktischer, gilt für ganz Venedig, einschließlich der Inseln, sowie auch für Fahrten zum Lido di Venezia.
Venedigs öffentliche Verkehrsmittel: Wasser- und Stadtbusse
Es lohnt sich vielleicht auch den Venedig City Pass zu kaufen. Bei einem 3-Tages Pass – Complete – kann man so viele Wasserfahrten und Ausflüge unternehmen, wie man will, bekommt Eintritt in die Must See Sehenswürdigkeit Dogenpalast, sowie den kostenfreien Zutritt zu interessanten Kirchengebäuden und Museen
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Der Touristenmagnet hat eine eigene Geschichte
Die Frage, ob die Insel nun im 1. oder im 7. Jahrhundert besiedelt wurde, ist durch die Entdeckung eines Fußbodens einer römischen Villa, zwei Meter unterhalb des Wasserspiegels, fast sicher beantwortet: Das 1. Jahrhundert. Der Bischof von Altinum, einer alten Stadt in der Lagune von Venedig, hat von 638 bis 689 hier gewohnt und an der Bedeutung als Zentrum für Politik und Handel erfolgreich gearbeitet.
Im 10. Jahrhundert punkten 10.000 bis 20.000 Einwohner mit ihrem Reichtum, der den von der Lagunenstadt bei Weitem übertraf. Die Blütezeit der Insel dauerte immerhin bis ins 12. Jahrhundert an. Das Highlight ab dem 4. Jahrhundert war der Anbau von Obst, Wein und Gurken.
Was man sich auf Torcello unbedingt ansehen muss
Die erste Sehenswürdigkeit ist der kunsthistorischen Bedeutung gewidmet: Santa Maria Assunta. Erbaut wurde die Basilika ab dem Jahr 1008 vom damaligen Bischof Orso Orseolo. Eine Altarschranke war als Abtrennung des Altarraums vom Gemeinderaum gedacht. Sie erinnert von ihrer Machart her an altchristliche Chorschranken, lebt jedoch von griechisch-orthodoxen Anleihen aus dem Mittelalter.
Die Entwicklung endete mit einem sogenannten Templon, einer Bilderwand mit Darstellungen von Maria (Madonna Hodegetria) und den 12 Aposteln, darunter auch von Bruder Petrus, der einen Schlüssel trägt und auf das Petrusbuch hinweist. Vergleiche mit den Mosaiken von San Marco drängen sich auf, die zugleich den wertvollsten Bestandteil der Basilika Santa Maria Assunta bilden.
Eine weitere Kirche, Santa Fosca, steht auf der Besucherliste ganz oben. Sie ist Aufbahrungsort der Reliquien der gleichnamigen Märtyrerin, die noch vor 1011 von der Oase Sabrata in Libyen auf die Insel verbracht wurden. Eine Besichtigung des Akardengangs, angelegt rund um die Basislika, zeigt gestelzte Bögen, Säulen und behauene Kapitelle. Bereits im 16. Jahrhundert waren die beiden genannten Kirchen miteinander verbunden. Der Plan der französischen Regierung aus dem Jahr 1811, Santa Fosca durch Beschuss dem Erdboden gleich zu machen, wurde jedoch nie umgesetzt.
Inseltour | Abfahrt | Dauer | Tickets |
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Lagune von Venedig Murano, Burano & Torcello | 14:00 Uhr | 4,5-6,0 Stunden | Zum Anbieter |
Inseln Murano, Burano,Torcello | 11:00 Uhr | 6,0 Stunden | Zum Anbieter |
Alle diese Sehenswürdigkeiten gibt es auch zu sehen bei den klassischen Inseltouren, die einen Aufenthalt in Torcello mit einschließen. Bei Kosten von 20,00 € pro Person für die gesamte Inseltour, mit Aufenthalten auf den drei Lagunen Inseln, erlebt man in wenigen Stunden wirklich sehr viel.
Typisch italienische Geschichte
Auch der Teufel hat seine Spuren auf der Insel Torcello hinterlassen. Über die Teufelsbrücke – Ponte del Diavolo – erreichen die Inselbesucher den Mittelpunkt der Laguneninsel. Man findet das pittoreske Bauwerk auf halbem Weg zwischen der Anlegestelle und der Kathedrale Santa Maria Assunta, wo sie die beiden Kanalufer miteinander verbindet.
Die Geschichte der Brücke hat einen düsteren Hintergrund. Einstmals, so wird berichtet, saß hier der Teufel in der Nacht zum Heiligen Abend, verwandelt in eine schwarze Katze, und wollte die Seele eines verstorbenen Kindes mitnehmen.
Ob es ihm gelungen ist, ist allerdings nicht überliefert. Touristenführer empfehlen lieber einen Spaziergang am einsamen Kanal entlang, um die Natur auf sich wirken zu lassen. Allerdings müssen die Besucher auf ein sicherndes Geländer bei der Brückenüberquerung verzichten.
Torcello – Eine Welt mit melancholischen Background
So klein die Insel auch sein mag, vom Tourismus ist sie längst entdeckt. Nicht weit entfernt vom hektischen Venedig bietet ihr altertümlicher und geschichtsträchtiger Charme bei einem Aufenthalt auf Torcello ein großes Stück Entspannung und Ruhe inmitten der Natur.
Nichts erinnert mehr daran, dass die Insel einstmals ein lebendiger Mittelpunkt für über 20.000 Menschen war, die durch Malaria Epidemien und einer zunehmenden Verschlammung Torcello den Rücken kehrten. Kaum bekannt ist Torcello als Ort der Weinberge Venedigs.
✅ Gekeltert werden noch heute leckere Weißweine aus der Dorona-Traube sowie bekannte Rotweine aus verschiedenen anderen Traubensorten. Der Zufall wollte es nicht anders.
Der Gesamteindruck ist entscheidend
Venedig hat eine ruhige und beschauliche Seite. Gleiches gilt für Torcello. Die Insel hat sich gewisse Eigenarten und Traditionen bewahrt, steht damit auf der gleichen Linie wie ihre Nachbarinseln Burano und Mazzorbo. Als Mitbringsel empfehlen sich geklöppelte Spitzen, vollendet in filigraner Feinarbeit, die bunten Häuser von Mazzorbo füllen mittlerweile ganze Fotoarchive in der ganzen Welt.
Und die rund 40-minütige Fahrt von Venedig aus mit dem Wasserbus zur Insel Torcello ist für sich betrachtet bereits ein Erlebnis mit einem Eintritt in eine längst vergangene Zeit, inklusive einigen Restaurants oder Osterias, die auch von anspruchsvollen Einwohnern der Lagunenstadt Venedig nicht verschmäht werden.
✅ Hoteltipp: Wer etwas ganz Besonderes sucht entscheidet sich für eine Übernachtung auf Torcello in der Locanda Cipriani. Das wird zwar nicht billig aber nirgends ist der Himmel auf Erden umsonst. Klassisch, altmodisch, authentisch, 5 Zimmer, DZ ab 300,00 € inklusive Frühstück. Ansonsten Bed & Breakfast im Casa Vacanze Ca‘ Torcello.
“Wir kommen gerne wieder!“
Die Insel mag zwar abseits der Touristenströme Venedigs liegen. Gerade durch ihre Nähe zur Lagunenstadt aber ist ein Besuch sicher lohnenswert. Die Insel gilt als besonders ruhig und still, bietet viel Natur und damit genug Abwechslung für Besucher, die sich auf die kirchlichen Bauwerke aus dem 11. Jahrhundert freuen.
Ein herrlicher Ausblick über das kleine Eiland erwartet die Gäste vom Campanile aus, dem Turm der bekannten Kathedrale. Anziehungspunkt ist Torcello beispielsweise für Leute der Filmindustrie, die sich auf der Insel gerne während der jährlichen Filmfestspiele in Venedig aufhalten und sich mit der typischen italienischen Gastfreundschaft verwöhnen lassen.
Aber auch von „normalen“ Besuchern der Insel ist immer wieder zu hören: ‚Wir kommen gerne wieder!‚