Sie ist annähernd elf Meter lang, besteht aus weißem Marmor und ist mit zwanzig Maskenköpfen verziert: Die Seufzerbrücke gehört zu den berühmtesten der 400 Brücken, die allesamt über die hundert Kanäle Venedigs führen. Wer La Serenissima besucht, muss das sagenhafte Wahrzeichen sehen.
Die Bedeutung der Ponte dei Sospiri
Die Seufzerbrücke stellte die direkte Verbindung zwischen den berüchtigten Bleikammern und den neuen Gefängnissen dar. Nachdem die Angeklagten in den Gerichtsräumen des Dogenpalastes abgeurteilt waren, gelangten sie unter vermeidlich herzzerreißenden Seufzern in die Kerker oder sogar zu ihrer Hinrichtungsstätte. Venedigs feine Bürger wurden mit dem direkten Anblick der bemitleidenswerten Geschöpfe nicht konfrontiert, denn die Wände der geschlossenen Konstruktion dienten als effektiver Sichtschutz. Zudem waren die Mauern auf der Brücke schön verziert, wie man einerseits von der „Strohbrücke“ Ponte della Paglia oder andererseits vom Ponte della Canonica sehen kann.
Im Inneren der Seufzerbrücke verlaufen zwei getrennte Wege, um Blickkontakte zwischen den Passanten zu verhindern: Ein Weg für die noch nicht verurteilten und der zweite Weg für die Delinquenten, die in den Kerkern landeten oder in dem 1589 angebauten Gebäudeteil ankamen, auf dessen Hof sie hingerichtet wurden. Sie seufzten voller Schmerz, wenn sie einen letzten Blick auf den Kanal durch die schmalen Gucklöcher erhaschen konnten.
Besichtigung der Seufzerbrücke
Venedig Besucher haben die Möglichkeit die Seufzerbrücke ohne Eintrittspreis von außen zu betrachten. Wie bereits erwähnt entweder von der Ponte della Paglia (rechts neben Dogenpalast), also vom Markusbecken aus, oder von der Ponte della Canonica. Wer die Brücke zu Fuß überqueren will und einen Blick nach außen durch die vergitterten Fenster erhaschen will muss den Dogenpalast besuchen.
Eine Visite von La Serenissima ist ohne Besichtigung der Seufzerbrücke nicht komplett. Die Besucher des Dogenpalastes bewundern den imposanten Gebäudekomplex mit Höfen und Korridoren, Geheimzimmern und Ratssälen und mit den durchaus sagenumwobenen Geheimwegen Itinerari Segreti. Sie sehen die reiche Ausstattung des Gebäudes mit Gemälden, blanken Marmorböden und vergoldeten Holzpaneelen – eine beeindruckende Pracht, die den Reichtum und die große Macht der venezianischen Dogen deutlich macht. Für den Aufenthalt im Palazzo Ducale mit Überquerung über die barocke Seufzerbrücke in die Prigioni Nuove und zurück sollte man mit oder ohne Führung etwas über eine Stunde einplanen.
Dogenpalast mit Seufzerbrücke | Preis | Ticket |
---|---|---|
Ticket mit Vorzugseinlass | € 31,00 | Online Ticket |
Führung Dogenpalast + Seufzerbrücke | € 50,00 | Online Ticket |
Öffnungszeiten der Brücke über den Rio di Palazzo
Während man die Seufzerbrücke von außen selbstverständlich zu jeder Tages- oder Nachtzeit bewundern und fotografieren kann, ist die Überquerung der Brücke nur zu den Öffnungszeiten des Dogenpalast möglich.
✅ Also von 9:00 bis 18:00 Uhr, mit einem letzten Einlass um 17:00 Uhr. Weitere Informationen dazu auch in meinem Artikel Dogenpalast Öffnungszeiten.
Wartezeiten an der Seufzerbrücke
Wartezeiten für den Zutritt zum Dogenpalast, um über die Seufzerbrücke zu spazieren, gibt es fast immer. Das gilt aber nur für diejenigen Besucher, die keine vorab erworbenen Online Tickets in den Händen halten. Wer es eher etwas eilig hat und nur das obligatorische Foto aus der Ferne schießen will, der muss sich auf der ständig bevölkerten Ponte della Paglia im Gedränge zurechtfinden.
Von der anderen Seite kann man die Seufzerbrücke, wie bereits gesagt, auch sehen. Hier geht es viel ruhiger zu, aber der Blick von der Ponte della Canonica ist eher etwas weniger spektakulär.
Die Architektur der Brücke
Elf Meter lang und recht schmal ist die barocke Brücke aus istrischem Marmor – einem Kalkstein, der dem Steinbruch von Vrsar entstammt. Schon die Römer betrieben den Steinbruch, weil der abgebaute Marmor sehr hochwertig war. Mit seinem schönen Glanz hat auch die Seufzerbrücke eine besondere Attitüde, der in ihrem spartanischen Inneren so gar nicht entsprochen wird.
Geplant wurde die Brücke von Antonio Contin, einen der Enkel von Antonio da Ponte, der als Erbauer der Rialtobrücke in Venedigs Geschichte einging. Im Jahr 1600 hatte die Planung der Kanalüberquerung begonnen, zwischen 1602 und 1603 wurde die Brücke im Stil barocker Architektur gebaut.
Die berühmte Brücke bei Nacht!
Wenig spektakulär! Romantiker schlendern am Abend, wenn es heißt Venedig bei Nacht, lieber über den fast menschenleeren Markusplatz. Zur Ponte dei Sospiri ist es aber nicht weit und wer möchte, der kann sich dann die berühmte Brücke auch mal bei Dunkelheit anschauen. Wahrscheinlich bleiben beim Blick von der Ponte Paglia aber eher die vor der Piazzetta im Wasser plätschernden Gondeln in Erinnerung. Spektakulär bleibt dennoch eine Gondelfahrt zur Seufzerbrücke!
Die Geschichte des Ponte dei Sospiri
Unter der Führung ihrer mächtigen Dogen wurde Venedig zu einer vermögenden Großmacht. Die Venezianer kontrollierten nicht nur den gesamten Mittelmeerraum, vielmehr konnten sie sich auch in einzigartiger Weise in Kunst und Kultur triumphal inszenieren. Wer dabei allerdings gegen die überaus strengen Regeln der Seerepublik verstieß, wanderte nach kurzem Prozess über die Seufzerbrücke ins Gefängnis. Einzig Giacomo Casanova gelang vom Ponte dei Sospiri die Flucht. Dazu später etwas mehr.
Die Seufzerbrücke über den etwa acht Meter breiten Kanal Rio de Palazzo war 1602 bis 1603 gebaut worden – ihren Namen erhielt sie aber erst in der Phase der Romantik im 19. Jahrhundert, als man sich das schmerzliche Leid der Häftlinge auf ihrem Weg in die Kerker ausmalte. Dabei waren die berühmten Bleikammern direkt unter dem Dach des Palazzo Ducale an der Piazza San Marco weitaus weniger schrecklich, als man lange Zeit vermutete – deshalb landeten die Schwerverbrecher zunächst auch direkt in den Pozzi, den modrigen Kerkern im Kellergeschoss des Dogenpalastes. Die engen, feuchten Verliese wurden später durch die neuen Gefängnisse an der gegenüberliegenden Seite des Kanals ergänzt.
Der berühmteste Gefangene
Der namhafteste Gefangene, der die Seufzerbrücke überquerte, war niemand Geringeres als der bekannte Schürzenjäger Casanova. Er war 1725 in Venedig geboren worden. Im Verlauf seines turbulenten Lebenswandels landete er, der Gotteslästerei und der Zauberei bezichtigt, in den Bleikammern des Dogenpalastes. Vorher hatten ihn die Richter der Seerepublik zur Kerkerhaft verurteilt und auf direktem Weg über die Seufzerbrücke in die neuen Gefängnisse Prigioni Nueve bringen lassen.
Er wurde im Jahr 1755 verhaftet und fünfzehn Monate später gelang ihm die Flucht aus den Bleikammern Venedigs. Viele Hintergründe über diese Zeit sind aber unklar. Wer mehr darüber wissen will, was damals geschah, der sollte an folgender Tour teilnehmen.
Rundgang durch Casanovas Gefängnis
❌ Hinweis: Die Tour ist für Personen eingeschränkter Mobilität nicht geeignet
Fotografieren – tolle Fotomotive
Nach der Rialtobrücke ist die Ponte dei Sospiri sicherlich die am meisten fotografierte Brücke von Venedig. Die Seufzerbrücke überspannt einen nur acht Meter breiten Kanal. Das typische Foto ist von der Ponte della Paglia. Links der Dogenpalast, rechts das Neue Gefängnis und in der Mitte der Brückenübergang. Täglich stehen hunderte von Touristen dort um dieses klassische Foto nicht zu verpassen. Man kommt wahrscheinlich nicht umhin es gleichzutun. Ebenfalls ein interessantes Motiv zur Bearbeitung mit Photoshop!
Die Legende vom Kuss unter der Brücke
Kommen wir zum Höhepunkt der Romantik. Pärchen, die sich die ewige Liebe erhoffen, sollten sich küssen, während sie bei Sonnenuntergang auf einer venezianischen Gondel die Seufzerbrücke durchfahren. Die Legende sagt, dass zwei Liebende dann für immer zusammenbleiben. Das Ergebnis ist zwar nicht sicher, aber einen Versuch sollte es auf jeden Fall wert sein. Während man auf dem Kanal unter der Brücke hindurchfährt, genießt man die barocke Pracht. Also Sonnenuntergang abwarten, für einen Batzen Geld eine der zahlreichen privaten Gondeln vor der Piazzetta mieten und dem Gondoliere entsprechende Anweisungen geben. Ähnliches gilt auch bei der Unterquerung der Rialtobrücke, der wohl berühmtesten Brücke von Venedig.
Praktische Hinweise – Sicherheit, Toiletten, Rollstuhlgerecht
Sicherheitsrisiko bedeutet fast ausschließlich Taschendiebstahl, zum Beispiel im Gedränge auf der Ponte della Paglia, mit der besten Aussicht auf die Seufzerbrücke. Hierzu gibt es umfangreiche Hinweise in meinem Artikel Sicherheit in Venedig und in meiner Beschreibung des nahegelegenen Markusplatzes.
Für Personen mit eingeschränkter Mobilität gibt es Rampen an der Ponte della Paglia. Der Dogenpalast ist ebenfalls ungehindert zugänglich bis auf die Geheimwege, die Gefängniszellen und die Rüstkammer.
Nahe gelegene Toiletten, einschließlich Behinderten WC, gibt es im Dogenpalast für Ticketinhaber. Ansonsten, wie in meinem bereits erwähnten Artikel Markusplatz, aufgelistet.
Der Souvenir-Shop in der Nähe der Brücke
Auf seinen Kühlschrankmagnet oder den Teller mit der Gondel, die unter der Seufzerbrücke hindurchfährt braucht niemand zu verzichten, auch wenn das Angebot in der der Umgebung der Seufzerbrücke, zum Beispiel durch Kioske oder fliegende Händler eher sehr beschränkt ist. Aber keine Sorge, Souvenirläden gibt es in der Lagunenstadt genug…
Lage und Anfahrt der Brücke
La Ponte dei Sospiri gilt als eine der schönsten venezianischen Brücken des Barock. Sie liegt nur einige wenige Schritte vom Markusplatz entfernt. Er ist das weltberühmte Zentrum und der größte Publikumsmagnet Venedigs. Die weiträumige Piazza San Marco, die Mosaiken und Kuppeln der Basilika und die in die Höhe ragende Silhouette des Campanile sind überall auf der ganzen Welt bekannt.
Die Seufzerbrücke gehört zu den bedeutenden Sehenswürdigkeiten im Zentrum Venedigs. Sie beeindruckt mit ihrer geschlossenen Architektur ebenso wie mit ihrer Bedeutung als direkter Weg von den Sala della Quarantia Criminal in die Kerker von La Serenissima. Bei Anfahrt mit den Vaporetti, also den Wasserbussen, ist die Haltestelle somit San Marco.
Warum lohnt sich der Besuch der Brücke?
Während die meisten Renaissancebauten Venedigs mit ihren dicken Mauern eher Festungen gleichen, wirkt der Palazzo Ducale mit seinen gotischen Säulen zunächst leicht und luftig. Eine Besichtigung des Dogenpalastes steht wohl auf jedem Besuchsprogramm, obwohl sich gegen Ende der Führungen ein beklemmendes, aber durchaus auch angenehmes Schaudern einstellen könnte: Die Kerker und Hinrichtungsstätten des Palastes berichten von einer Schattenseite venezianischer Macht. Als Bindeglied dient einem berühmten Jahrhunderte alte barocke Brücke: Ponte dei Sospiri, die Seufzerbrücke.